Käferträume und Schlossbesuche

 

Vom 28. August bis 11. Oktober 2019 fand unsere Ausstellung "Käferträume und Schlossbesuche" in der Passage der Teilbibliothek Unteres Schloss (US) in Siegen statt.

 Die Ausstellung wurde inspiriert von drei berühmten Kafka-Texten: „Die Verwandlung“, „Brief an den Vater“ und „Das Schloss“. Keinesfalls will die Ausstellung die Texte illustrieren. Das wäre ein schier aussichtsloses Unterfangen. Es behinderte auch das viel größere Vergnügen, das es bereitet, virtuell mit den Texten und ihrem Autor zu kommunizieren – und zwar von Mensch zu Mensch, nicht als Verehrerin, die den Dichterfürsten anhimmelt oder als scharfe Kritikerin, die nach Unzulänglichkeiten sucht oder gar als Interpretin, die akribisch danach fahndet, wie sie Kafka für eine Ideologie, eine Religion oder Nationalität vereinnahmen kann. Das Vergnügen und die Erkenntnis wurden noch gesteigert durch die Crossover-Kommunikation zwischen dem Literaturwissenschaftler und Kunstexperten Christian W. Thomsen und mir, die schließlich zu dem gemeinsamen Buch „Traumwelten“ und der aktuellen Ausstellung geführt haben.

 

Die neunteilige Porträtserie an der Stirnseite der Ausstellungs-Passage trägt den Titel „KAFKA LEBT.  Remembering Andy Warhol“.

 

KAFKA LEBT. Remembering Andy Warhol.
KAFKA LEBT. Remembering Andy Warhol.
Ausschnitt der Käfervariationen
Ausschnitt der Käfervariationen

 

Die Porträtserie ist der Scheitelpunkt der Ausstellung. Die Exponate auf der vom Eingang aus gesehen linken Seite sind von der weltberühmten Erzählung „Die Verwandlung“ und dem „Brief an den Vater“ inspiriert.

Der große Wandbehang zeigt die aus den Veröffentlichungen bekannten Abbildungen von Kafka: Das nachdenkliche Kind, der ernste Jüngling und Mann. Der Käfer aus der Erzählung „Die Verwandlung“ tritt auf dieser angedeuteten Schaukel des Lebens als Kampfroboter auf. Dass das Kind Kafka überproportional groß dargestellt ist, nimmt die verbreitete Interpretation von Kafka als dem „ewigen Sohn“ auf, eine Formulierung, die auf den Titel der Biografie von Peter-André Alt von 2008 „Franz Kafka. Der ewige Sohn“ zurückgeht. Die Auszüge und Illustrationen auf den vier Türscheiben zum Hof verweisen auf den tiefsitzenden, nie geklärten Konflikt mit dem Vater. Dazwischen – in der Vitrine – befinden sich 20 Käfervariationen, die einerseits dem ungezügelten Spieltrieb der Künstlerin geschuldet sind, die aber auch zum Ausdruck bringen sollen, dass Käfer – Insekten überhaupt – schöne und wichtige Kreaturen sind. Und kein „Ungeziefer“ oder „Geschmeiß“ wie Kafkas Vater dessen jüdische Freunde – obwohl selbst Jude – zu nennen pflegte.


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Katalog zur Kafka-Ausstellung 2019
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Katalog Kafka-Ausstellung 2019 FIN KORR.
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