Reinhard Wulfgang Demmer

*19.10.1942    +24.8.2010

 

 

Reinhard W. Demmer stammt aus einer Autofamilie. Sein Vater war unter der Nazi-Herrschaft verfolgt. Autos und Verletzbarkeit sind Leitmotive in Reinhards Leben. Das W. im Namen steht für Wulfgang (kein Tippfehler!). Den Tippfehler machte der Standesbeamte und Reinhards Vater ließ es großzügig geschehen. Warum nicht Wulfgang? In „Kleinigkeiten“ großzügig, im Grundsätzlichen streng. So war nicht nur sein Vater, so war auch Reinhard.

 

Er selbst nannte sich einmal „Studenten-Schrauber und Hautevolee-Klempner“ – das war in den siebziger Jahren, als er Studenten ihre klapprigen Kisten für 5 DM pro Reparatur am Laufen hielt und für den Geldadel alte Autowracks restaurierte. Rennmechaniker in der Tourenwagenmeisterschaft und leidenschaftlicher Radrennfahrer war er zuvor.

 

Reinhards innige Beziehung zu Metall und Technik wurde immer wieder „gestört“ durch seine „kreativen Beunruhigungen“, wie Dr. Peter Bach im Buch „Nahaufnahme“ des Kölner KunstSalons schreibt. Reinhard verfasste komplexe Lyrik in einer schwer zu erschließenden, Metaphern reichen und spannenden Sprache, er begleitete den Alltag mit Aphorismen, klopfte Sprüche und brachte Vieles in eigenwilliger Perspektive auf den Punkt. 

 

Reinhard war ein „Typ“, den man so leicht nicht vergisst. Nach seiner Auto-Zeit begann er zu fotografieren. Er rückte den Menschen in bester Absicht mit der Kamera auf die Pelle, ohne ihre Aura zu verletzen. Er wollte ihr Wesentliches zeigen und bewahren. Künstlerinnen und Künstler waren sein Sujet – ob beim Schüler- oder Straßentheater, auf Freilichtbühnen oder im geschlossenen Raum. Der KunstSalon Köln wurde schließlich seine liebste Wirkungsstätte. Hier hat er eine Vielzahl faszinierender Personen fotografiert. Entstanden sind eindrucksvolle Portraits in zwei Katalogen und die Baryt-Print-Wand im Foyer, scherzhaft „wall of frame“ genannt. 

 

Joachim Christian Huth schreibt 2004 im Buch „Nahaufnahme“ über Reinhard Demmer: „Der bärtige Mann lacht! So aus vollem Hals, stürmisch, steckt alle an. Wie kann ein Fotograf nur so fröhlich sein. Später, als ich erschöpft vom Reden, Hören, Lachen die kleine Bühne verlasse und im Kaffee rühre, reicht er mir seine kräftige Hand, stellt sich vor: ‚Reinhard Demmer‘. Seit dem sind acht, neun Jahre vergangen, in denen ich ihn fotografieren, lachen und immer wieder fotografieren sah.“